In den Medien sieht es vielfach so aus, als ob man einfach nur verschiedene Partner „durchprobieren“ müsste und irgendwann wäre die/der Richtige schon dabei. Dabei wird aber etwas Wichtiges außer Acht gelassen: Jede Beziehung, die du eingehst, hinterlässt Spuren in deinem Leben und in deiner Seele.
Das Wort „Liebeskummer“ hört sich manchmal etwas lieblich an, aber wenn damit gemeint ist…
- …dass man das Gefühl hat, auseinandergerissen zu werden,
- …dass man nicht weiß, wie der nächste Tag aussehen wird ohne den geliebten Menschen,
- …dass ich mich so schrecklich einsam fühle, dass nicht einmal mein bester Freund oder meine beste Freundin mir helfen kann,
- …dass mir ein Stück aus dem Herz gerissen wurde,
- …dass mir eine Wunde geschlagen wurde, die nicht so schnell geschlossen werden kann,
dann beschreibt das Wort „Liebeskummer“ annähernd das, was in unserem Inneren passieren kann.
Daher ist es sinnvoll, vorher gut auszuwählen.
Woran erkenne ich, ob ein Mensch zu mir passt?
Im Folgenden stellen wir acht wichtige Fragen, die dir dabei helfen können.
Meint er mich, oder spielt er nur mit meinen Gefühlen?
Es kann vorkommen, dass mein Partner in der Beziehung nicht wirklich mich meint, sondern es einfach genießt, dass ich ihn bewundere und toll finde. Er macht Komplimente, geht gerne mit mir aus, wir haben Spaß gemeinsam etc. – aber letztendlich möchte er keine feste Beziehung eingehen. Bei jeder Zuwendung hat man insgeheim die Hoffnung, es könnte doch noch eine Beziehung daraus werden und kann diesen Menschen innerlich nur schwer loslassen. Oft dauert es lange, bis man von aus einer solchen Beziehung Abstand gewinnen kann. Man ist gefangen in einem Hin und Her der Gefühle.
Lass nicht zu, dass du dich blind in eine Verliebtheit hineingibst und verzweifelt an ihr festhältst. Auf diese Weise bist du auch nicht frei für den Partner, der der Richtige für dich ist!
Meine ich ihn, oder soll er mich nur von meinen Problemen ablenken?
Eine Beziehung muss immer zuerst den Partner suchen – sie oder ihn als einmalige Person. Sobald andere Gründe eine Rolle spielen, ist das kein guter Boden für eine Beziehung. Vielleicht suchen wir Bestätigung, dass uns jemand hübsch, klug oder attraktiv findet. Diese Sehnsucht trägt jeder in sich und ist ganz normal – sie kann aber nicht die Basis einer guten Partnerschaft sein. Vielleicht haben wir auch Probleme mit den Eltern, in der Schule oder mit Freunden und möchten uns davon ablenken.
Es ist wichtig, dass du ganz ehrlich zu dir selbst bist und dir die Frage stellst: Meine ich wirklich ihn / sie? Umgekehrt wünscht ja auch du dir, dass dein Partner nur dich meint und deshalb mit dir zusammen sein möchte.
Kann ich meinen Partner bewundern? Bewundert mein Partner mich?
Eine Partnerschaft lebt davon, dass jeder vom anderen „groß“ denkt. Jeder Partner soll davon überzeugt sein: Der andere ist das Beste, das mir je passiert ist – und selbst wenn ich an ihm einige Schwächen entdecke – er bleibt für mich großartig und einzigartig.
Umgekehrt muss der Partner das auch über mich denken. Eine Freundschaft, in der einer den anderen immer nur „anhimmelt“, ist sehr gefährdet. Das kann für den, der anhimmelt, sehr ermüdend sein, und dem, der angehimmelt wird, fehlt die Herausforderung. Es ist wichtig, dass das Verhältnis ausgeglichen ist.
Ist er frei oder schon vergeben?
Diese Frage scheint zunächst für einige etwas ungewöhnlich. Es ist doch klar, dass man vergebene und vor allem verheiratete Partner in Ruhe lässt. Doch leider heißt es heute oft: „Die Liebe ist über uns gekommen, da kann man nichts machen.“ Ja, es kann tatsächlich vorkommen, dass man sich in einen Menschen verliebt, der vergeben ist. Aber bedeutet das sofort, dass man dafür alles, was wahr und richtig ist, vergessen darf? Bedeutet es, dass man eine bestehende Beziehung zerstören darf, um seine eigenen Gefühle ausleben zu können? Natürlich kann es Gründe geben, warum sich Paare trennen. Aber eines sollte man unbedingt vermeiden: selbst der Grund dafür zu sein.
Wenn du weißt, dass jemand, den du sehr gerne hast, in einer festen Beziehung ist, ist es besser Abstand von dieser Person zu wahren. So schützt du nicht nur diese Beziehung, sondern auch deine eigenen Gefühle.
Haben wir gemeinsame Grundwerte und Interessen?
Wenn man Eheleute fragt, die länger als 25 Jahre verheiratet sind, was sie in all den Jahren zusammengehalten hat, stehen an erster Stelle nicht Zuneigung, Aussehen oder Zärtlichkeit des Partners, sondern gemeinsame Interessen und Grundwerte. Zur richtigen Partnerwahl beides gehört: Gefühl und Verstand. Die Gefühle geben sicher immer zuerst die Richtung vor. Doch ist es wichtig, schließlich auch den Verstand mit ins Spiel zu bringen und sich zu fragen: Passen wir überhaupt zusammen?
Stelle dir selbst einmal die Frage: Welche Grundwerte und Interessen habe ich und welche sollte mein Partner mit mir teilen?
Nehme ich meinen Partner so an, wie er ist, oder muss er sich erst noch ändern?
Wenn ich verliebt bin, dann trage ich eine rosarote Brille. Alles am Partner ist einfach nur toll. Doch mit der Zeit sehe ich immer schärfer. Wir müssen einsehen, dass der Partner nicht ganz perfekt ist (genauso wie wir selbst nicht ganz perfekt sind). Deshalb kann es schwer sein, meinen Partner so anzunehmen, wie er ist. Vielleicht keimt in mir sogar der Plan, dass ich ihm dieses oder jenes noch abgewöhnen werde, zum Beispiel eine bestimmte Charaktereigenschaft oder ein Hobby.
Denken wir einmal an unsere Eltern. Sie versuchen gerne, unsere unliebsamen Gewohnheiten „wegzuerziehen“. Wie reagieren wir auf diese Versuche? Genauso wird auch unser Partner reagieren. Er wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren. Wir werden so nichts erreichen.
Stelle dir die Frage, ob du den Partner so annehmen kannst, wie er ist, mit seinen Stärken, aber auch mit seinen Schwächen.
Können wir miteinander reden?
Diese Frage scheint vielleicht am Anfang amüsant. Natürlich können wir miteinander reden. Wir reden ja die ganze Zeit. Wir reden über den letzten Kinofilm, erzählen uns von unseren Freunden, sprechen über die letzte Party… Über Oberflächliches redet es sich leicht, aber es gibt einige Themen, die sehr sensibel sind, z.B. Zärtlichkeit, unsere Familie, unsere Träume, unsere Sehnsüchte, unser Glaube. Wenn in diesen Bereichen kein Gespräch möglich ist, dann ist eine Partnerschaft auf Dauer undenkbar.
Gespräch ist der Motor einer jeden Beziehung. Kann ich mit meinem Partner über Bereiche, die mich zuinnerst betreffen, reden?
Können wir miteinander streiten und uns wieder versöhnen?
In einer Partnerschaft gibt es immer wieder Situationen, die zum Streit führen können. Wir sind in vielem sehr unterschiedlich. Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Familien, die uns auf ihre Weise geprägt haben. Wir denken, dass vieles, das für uns selbstverständlich ist, für andere genauso ist. Doch die Wahrnehmung beim Partner kann aufgrund seiner eigenen Erfahrung eine ganz andere sein. Streit ist nie angenehm, aber er kann reinigend wirken. Dinge kommen auf den Tisch und können geklärt werden.
Ein Streit kann zu einer Vertiefung und zu einer Reifung der Beziehung führen, wenn beide Partner fähig sind, einen guten Streit zu führen. Das Schönste am Streit ist die Versöhnung. Dazu gehört auch, dass wir einander verzeihen.
(Quelle: „Liebe wählt aus“, Wilma Lerchen, 2011)